Aus den Wertschöpfungsketten etwa der deutschen Automobil- und Maschinenbauindustrie ist die Gießerei-Industrie nicht wegzudenken. Sie ist zudem fest entschlossen, die Treibhausgasneutralität zu erreichen. Wie kann eine klimaneutrale Transformation der deutschen Gießereien aussehen?

Im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) hat FutureCamp eine Roadmap mit vier Szenarien (Pfaden) zur Dekarbonisierung der deutschen Gießerei-Industrie bis 2045 entwickelt. Basisdaten und wertvolle Vorarbeiten für die Roadmap stammen aus dem von NRW.Energy4Climate geförderten Forschungsvorhaben InnoGuss. Bis zum Zieljahr 2045 vergleicht die Roadmap in Fünfjahresschritten und über verschiedene Gießereitypen hinweg die Entwicklung von CO2-Emissionen, Energieträgerverbräuchen, Investitionen und operativen Kosten in folgenden Pfaden:

  • Pfad 1: Beste Verfügbare Technik (Referenz)
  • Pfad 2: Elektrifizierung aller Thermoprozesse
  • Pfad 3: Biokoks und Carbon Capture and Utilisation (CCU) für Heißwindkupolöfen
  • Pfad 4: Thermische Nutzung von Wasserstoff in Heißwindkupolöfen

Ergebnisse:
Nur Pfad 2 – Elektrifizierung aller Thermoprozesse führt zuverlässig zur Treibhausgasneutralität. Viele Gießereien verwenden bereits heute elektrische Schmelzaggregate. Die technologischen Lösungen sind verfügbar, aber der Investitionsbedarf ist hoch: 6,4 Mrd. Euro von 2026-2045, wobei diese Summe auch regelmäßige Investitionen in die Beste Verfügbare Technik enthält. Insbesondere für die Elektrifizierung von Gießereien mit Heißwindkupolöfen sind die Kosten hoch. Zudem sind hohe Stromkosten eine Herausforderung.

Elektrifizierung führt nur zur Klimaneutralität in der Gießerei-Industrie, wenn der Strommix in Deutschland klimaneutral wird. Dies liegt jenseits des Einflusses der Gießerei-Industrie. Deutschland muss seine Ziele zur Dekarbonisierung des Stromsektors erreichen.

Abhängig von Infrastrukturanbindung und regulatorischen Rahmenbedingungen können Wasserstoff, Biokoks und CO2-Abscheidung für Gießereien mit Heißwindkupolöfen sinnvolle (Übergangs-)Llösungen darstellen.

Voraussetzungen für den Wandel:

  • Bezahlbarer grüner Strom
  • Effektiver Carbon-Leakage-Schutz im Europäischen Emissionshandel
  • Versorgungssicherheit und leistungsfähige Infrastruktur (Netzausbau!)
  • Verlässliche Rahmenbedingungen für langfristige Investitionen
  • Regulatorische Planungssicherheit für Biomasse und CCU
  • Taugliche Fördermaßnahmen für den Mittelstand

Zur Kurzfassung der Studie

Autor: Philipp Geres
Tags:  Industrietransformation


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